Die Geschichte der SPD Stammham ist eine Geschichte von politischen Erfolgen, aber auch Niederlagen, von sozialem Engagement, Generationswechseln, neuen Initiativen und alten Problemen, schlichtweg ein interessantes Beispiel eines mehr als halben Jahrhunderts kommunalpolitischer Arbeit.
Wir schreiben das Jahr 1960: Konrad Adenauer ist nach wie vor Bundeskanzler, in den USA wird der Hoffnungsträger John F. Kennedy zum neuen Präsidenten gewählt und die Fußball-Europameisterschaft heißt noch „Europapokal der Nationen“. Zu dieser Zeit wird eine beim Landratsamt eingereichte Liste der Stammhamer SPD-Mitglieder nicht zugelassen, worauf Alfons Waffler beschloss, selbst einen SPD-Ortsverein in Stammham zu gründen. Mit der Unterstützung des damaligen SPD-Landtagsabgeordneten Willi Schneider aus Ingolstadt wurde die Gründung des neuen Ortsvereins in Angriff genommen. Und sofort nach der Initialisierung ging es zur Sache: Bei den Kommunalwahlen 1960 beteiligten sich sagenhafte 92,4 Prozent der Wahlberechtigten, eine in der heutigen Zeit unvorstellbare Summe. Zwar musste sich der neue SPD-Stammham-Vorsitzende Waffler dem CSU-Kandidaten Georg Wolfsmüller geschlagen geben, erreichte aber dennoch starke 44,5 Prozent der Stimmen bei der Bürgermeisterwahl. Auch die SPD Stammham holte 33,7 der Wählerstimmen, was für den neu gegründeten Ortsverein ein äußerst respektables Ergebnis darstellte.
1966 war es dann endlich soweit: Waffler konnte den CSU-Kandidaten Wolfsmüller ausstechen und wurde Bürgermeister von Stammham. 1972 gelang es ihm, dieses Kunststück zu wiederholen. Zusätzlich schaffte es die SPD Stammham bei dieser Wahl sogar, sechs Kandidaten in den Gemeinderat zu bringen. Nach zwölf Jahren im Amt des Bürgermeisters, entschloss sich Waffler 1978, nicht erneut für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren. Stattdessen schickte die SPD Stefan Wermuth ins Rennen, der sich aber dem CSU-Kandidaten Johann Blumenhofer geschlagen geben musste. 1984 nominierte die SPD Stammham Michael Bauer für den Kampf um das Bürgermeisteramt, der es aber auch nicht vermochte, Blumenhofer zu verdrängen. Im Jahr 1989 entschloss sich die Stammhamer SPD erstmals dazu, keinen eigenen Kandidaten für das Bürgermeisteramt aufzustellen, sondern Hans Meier von den Unabhängigen Wählern zu unterstützen. Manfred Oblinger betonte damals, dass er den zu dieser Zeit schon langjährige Erfahrung in der Gemeindeverwaltung habenden Meier für den geeignetsten Kandidaten halte. Der für die CSU kandidierende Peter Schleich galt bei der Wahl 1990 als haushoher Favorit. Dennoch konnte Meier mit Unterstützung der SPD schließlich die Wahl zum Bürgermeister für sich entscheiden. Die SPD brachte drei Kandidaten in den Gemeinderat, Oblinger wurde 2. Bürgermeister. Auch bei der Kommunalwahl 1996 wurde wiederum Meier von der SPD unterstützt, der erneut zum Bürgermeister gewählt wurde.
Die Wahl 2002 bot ein Novum in der Geschichte Stammhams. Nachdem Stammham, Westerhofen und Appertshofen die 3000-Einwohner-Marke überschritten hatten, bestand der Gemeinderat erstmals aus 16, statt wie zuvor aus 14 Mitgliedern. Die SPD behielt bei dieser Wahl ihre Linie bei, den UW-Bürgermeister Meier zu unterstützen, dessen Wiederwahl gelang. Auch Oblinger trat eine dritte Amtsperiode als 2. Bürgermeister an. Das Jahr 2008 war wahrscheinlich das spannendste in der jüngeren Geschichte der SPD Stammham. Es begann bereits kurios mit dem Neujahrsempfang 2008 im Gasthaus Schmid. Erstmals konnte mit dem damaligen Bundesumweltminister Sigmar Gabriel ein Mitglied der Bundesregierung nach Stammham geholt werden. Womit nicht gerechnet wurde: Vor dem Gasthof hatten sich Demonstranten aus Lenting versammelt, die dem Minister eine Protestnote gegen ein geplantes Blockheizkraftwerk überreichten und ihren Unmut kundtaten. Doch Gabriel meisterte die Situation souverän und hielt zudem eine mitreißende Rede bei der anschließenden Veranstaltung im Gasthaus Schmid.
Wichtiger war im Jahr 2008 allerdings die anstehende Gemeinderatswahl. Erstmals seit 18 Jahren entschloss sich die SPD Stammham, mit ihrem neuen Vorsitzenden Wolfgang Köcher wieder einen eigenen Kandidaten ins Rennen um das Bürgermeisteramt zu schicken. Doch gegen den langjährigen Amtsinhaber Meier war ein Sieg praktisch unmöglich und so konnte sich dieser eine vierte Amtsperiode sichern.
In den mittlerweile über 52 Jahren ihres Bestehens hat die SPD Stammham das heutige Erscheinungsbild von Stammham, Westerhofen und Appertshofen entscheidend mitgeprägt. Ob es nun auf infrastrukturellem und kulturellem Gebiet war oder ob es darum ging, die Lebenssituation der Menschen allgemein zu verbessern, stets war die SPD Stammham bemüht, ob nun in Regierungsverantwortung oder in der Opposition, das Beste für das Gemeindegebiet herauszuholen. Sieht man sich heute unsere schönen Ortschaften Stammham, Westerhofen und Appertshofen an, so kann man sagen, dass die SPD Stammham so manches richtig gemacht hat. Es wird sich zeigen, was die Zukunft bringt, aber so viel kann man bereits sagen: Auch die nächsten 50 Jahre dürften in unserer Gemeinde so manch interessantes Ereignis bringen. Und die SPD Stammham wird da sein, um diese Ereignisse konstruktiv zu begleiten.
Text: Sebastian Binder