Von Hasen und Füchsen

07. Januar 2018

Josef Brustmann kennt sich in Stammham aus. Schließlich war er mit seiner Band, dem Bairisch Diatonischen Jodelwahnsinn, schon mal im Gasthaus Schmid und entsprechend vertraut war er mit den lokalen Gegebenheiten, als er Ende Oktober erstmals auf Solopfaden in unserer Gemeinde auftrat.

Sein Programm heißt „Fuchs-Treff – nix für Hasenfüße“. Wer nun aber einige Fabeln aus dem Tierreich erwartete, sah sich getäuscht. Denn Brustmann würde nicht zu den derzeit besten Kabarettisten Bayerns zählen, wenn er dieses leicht kryptische Motto nicht in ebenso scharfzüngige wie unterhaltsame Gesellschaftsbeobachtungen umwandeln könnte. Schließlich hat er in all den Jahren so einiges vom Leben mitbekommen. Das fängt schon damit an, wenn man wie Brustmann mit acht Geschwistern aufwächst. Da muss man sich profilieren, um aus dieser etwas unübersichtlichen Menschenmenge herauszustechen. Und so erzählt der gebürtige Teisendorfer von seiner Jugend in Wolfratshausen, die er bevorzugt in den Isarauen verbracht hat, mal mit Indianer-Spielen oder einer Runde Schwarzfischen.

So mancher, der Brustmann bislang nur in der Jodelwahnsinn-Kombination kannte, dürfte überrascht gewesen sein, welch kabarettistisches Talent in dem 62-Jährigen steckt. Er wechselt scheinbar mühelos zwischen Anekdoten aus der Jugend, wo er mit gespielter Bitterkeit bedauert, bei den Bundesjugendspielen keine Urkunde bekommen zu haben, da Drachensteigen dummerweise nicht im Wettbewerbsprogramm stand. Und hat dann gleich wieder eine Spitze für CSU-Übervater Franz Josef Strauß parat, dessen Sarg für vier Leute zu schwer und für sechs zu kurz war. Brustmann ist aber kein Krawallmacher als Kabarettist, ihm kommt es auf die Zwischentöne, den leisen Humor an, auf Witze, über die man erst kurz nachdenken muss, ehe man die Pointe versteht.

Was für alle Fans des Diatonischen Jodelwahnsinns hingegen weniger überraschend kam: Brustmann ist ein herausragender Musiker und deshalb dürfen in seinem Programm natürlich auch ein paar musikalische Einlagen nicht fehlen. Für viele ein Highlight war sicher seine Interpretation von AC/DCs „Highway to Hell“. Schon hundertmal gecovert, schon tausendmal mitgesungen? Sicher, aber haben Sie den Hardrock-Klassiker schon einmal auf einer Zither gehört? Denn mit genau diesem traditionellen bayerischen Instrument spielte es Brustmann an diesem Abend im Gasthaus Schmid und der stürmische Applaus der rund 170 Gäste zeigte, dass diese Nummer eben doch etwas ganz Besonderes war.

Am Ende des gelungenen Kabarettabends war den Besuchern jedenfalls klar, was es mit dem „Fuchs-Treff“ auf sich hat. Denn Brustmann lieferte hier im besten Sinne des Wortes ein verwildertes Programm ab – das ganz bestimmt nichts für Hasenfüße war.

Text: Sebastian Binder

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