Der Neujahrsempfang des SPD-Unterbezirks Eichstätt stand im Jahr 2015 unter europäischen Vorzeichen. Denn mit Maria Noichl konnte eine Abgeordnete des Europäischen Parlaments als Gastrednerin gewonnen werden. Dass dieses Thema auf großes öffentliches Interesse stieß, zeigte der vollbesetzte Saal des Gasthauses Schmid an diesem 15.1.2015 in Stammham. Die rund 120 Gäste sollten ihr Kommen nicht bereuen, denn Noichl hielt eine mitreißende Rede.
Zunächst begrüßte der SPD-Unterbezirksvorsitzende Sven John die Anwesenden und sprach in einer kurzen einleitenden Rede einige aktuellen Themen aus dem Landkreis Eichstätt an. Der SPD gehe es darum, die Arbeitsplätze des in eine wirtschaftliche Schieflage geratenen Leuchtmittelherstellers Osram zu erhalten, so John: „Dafür muss alles getan werden.“ Auch zur Gleichstromtrasse machte er den SPD-Standpunkt in der Region noch einmal deutlich: „Die Trasse ist nicht notwendig. Allein die Leistungsnetze würden wohl 20 Milliarden Euro kosten. Dieses Geld wäre in der Windenergie deutlich sinnvoller investiert.“ Im Anschluss sprach dann MdB Ewald Schurer. Große Sorge bereite ihm die immer mehr zunehmende Gewalt, ob nun in der Ostukraine oder im Nahen und Mittleren Osten: „Die immer stärker werdende Gewalt auf der Welt darf nicht unterschätzt werden. Unsere ganze Welt wird dadurch bedroht; wir stehen vor einer großen Herausforderung.“ Damit einher gehe eine wachsende Anzahl von Flüchtlingen. Auch Deutschland ist auf diesem Gebiet gefordert, sagte Schurer: „Es ist wichtig, dass wir die Flüchtlinge in unserer Gesellschaft integrieren.“
Danach trat schließlich Noichl ans Rednerpult. Wahrscheinlich hatten bislang noch nicht so viele der Anwesenden die 48-Jährige einmal live als Rednerin erlebt und waren daher zunächst einmal überrascht, mit welcher rhetorischen Kraft Noichl ihre Themen und Positionen vortrug. Ob es nun um Zuwanderung, Jugendarbeitslosigkeit oder den immer stärker aufkeimenden Rechtspopulismus in Europa ging, Noichl verstand es, die Sachlage klar, aber auch mit einer deutlichen Meinung zu formulieren. Immer wieder erhielt die gebürtige Rosenheimerin begeisterten Beifall für ihre Ausführungen. „Die größte Bedrohung ist die Entsolidarisierung in Europa. Die Starken wollen die Schwachen abschütteln. Hier müssen wir als SPD entschlossen dagegen antreten, denn nur gemeinsam kann das europäische Projekt gelingen“, so Noichl. „Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in vielen europäischen Ländern ist dabei ein großes Problem. Nehmen wir zum Beispiel Spanien“, führte sie weiter aus. „Dadurch, dass die jungen Leute keine Perspektive mehr sehen, verlassen sie das Land. Das bedeutet aber auch, dass immer weniger Geld in die Rentenkassen eingezahlt wird und die Altersarmut steigt. Diese Abwärtsspirale muss durchbrochen werden und ganz Europa steht hier, beispielsweise mit sinnvollen Konjunkturprogrammen, in der Pflicht.“ Die „Europamüdigkeit“ in vielen Ländern, bereite ihr zunehmend Sorge. Dies zeige sich auch im Europäischen Parlament, wenn die Abgeordneten europakritischer oder -feindlicher Parteien etwa bei der Europahymne nicht aufstehen oder sich sogar bewusst abwenden. Dass es in Europa noch viel zu tun gibt, stritt auch Noichl keineswegs ab: „Europa muss demokratischer werden. Alle 28 Länder sollen gleichgestellt werden und den Weg mitbestimmen können. Die SPD steht dafür, dass Europa sozial zusammenwächst.“
Der lang anhaltende Applaus am Ende ihrer Rede zeigte, dass sie die Gemütslage vieler Besucher genau getroffen hatte und dass es durchaus Hoffnung für das europäische Projekt gibt, solange sich Menschen wie Maria Noichl dafür einsetzen. Die SPD Stammham bedankt sich bei allen Rednerinnen und Rednern, Helferinnen und Helfern und natürlich allen Gästen für den gelungenen Neujahrsempfang. Wir freuen uns schon auf die Fortsetzung im Jahr 2016.
Text: Sebastian Binder