Landratskandidat Bernd Weber: „Ich bin Gestalter, kein Verwalter“

15. Dezember 2019

Bei der Kommunalwahl am 15. März tritt Dr. Bernd Weber als SPD-Kandidat für das Amt des Landrats in Eichstätt an. Wir haben uns mit ihm über den Wahlkampf, seine Ziele und die Lage bei Audi unterhalten.

Was sind die wichtigsten Themen für den Kommunalwahlkampf 2020 bei der SPD, vor allem im Landkreis Eichstätt?

Dr. Bernd Weber: Nachhaltigkeit, Klimawandel, ÖNPV, Krankenhäuser und Pflege sowie sozialer Wohnungsbau müssen unbedingt angegangen werden. Ich bin Gestalter und kein Verwalter. Dies unterscheidet mich doch deutlich von den Mitbewerbern und ich glaube fest daran, im Mai von meinem Schreibtisch auf den Residenzplatz blicken zu können.

Die Umfragewerte sind derzeit für die SPD nicht gerade ermutigend. Wie kann dies während des Kommunalwahlkampfs in Bayern korrigiert werden?

Wir müssen klare Positionen zu den offenen Fragen im Landkreis beziehen. Viele Probleme können nur gelöst werden, wenn alle mitgenommen werden. Dafür wird die SPD gebraucht. In den Antworten müssen immer die Werte der SPD erkennbar sein. Die soziale Schere ging in den letzten Jahren immer weiter auseinander. Wir müssen zeigen, dass wir alle mitnehmen und niemanden zurücklassen.

Die Probleme bei Audi treiben viele Leute in der Region um. Was kann die Politik tun, um zumindest ein wenig gegenzusteuern?

„Wenn Audi hustet, ist die Region krank“ ist ein viel benutzter Spruch. Bei vielen Familien arbeiten alle Familienmitglieder seit Generationen bei Audi. Daher ist klar, dass sehr schnell große, vielleicht zu große Ängste entstehen. Dies muss bei der Kommunikation berücksichtigt werden. Die Audi ist nach wie vor ein gesundes Unternehmen, dass sich wie alle anderen Automobilhersteller mit den Megatrends Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Urbanisierung auseinandersetzen und daraus die richtigen Schritte für die Zukunft ableiten muss. Trotzdem muss der Landkreis stärker daran arbeiten, dass neben der Audi weitere Arbeitsplätze entstehen. Dies betrifft beispielsweise Infrastrukturmaßnahmen in ländlichen Gebieten, aber auch die stärkere Nutzung der Hochschulen für Firmengründungen.

Ein wichtiges Thema für Sie ist Umwelt-, Energie- und Klimapolitik: Wo steht der Landkreis hier im Moment, wo soll er sich hin entwickeln, was sind die Herausforderungen?

Als Gründer und Vorstandsmitglied des Energiebündels Kreis Eichstätt und der Bürgerenergiegenossenschaft Neuburg, Schrobenhausen, Aichach, Eichstätt weiß ich, wie groß der Handlungsbedarf ist. Viele Bürger und Gemeinden wollen etwas tun. Was fehlt, ist die Koordination, die Beratung und Unterstützung durch den Landkreis bezüglich Suffizienz, Effizienz und regenerativen Energien sowohl im Strom-, Wärme-, als auch im Verkehrssektor. Wir haben bis heute kein landkreisweites Monitoring. Dies ist Grundlage für eine gezielte Gestaltung der Energiewende im Landkreis. Ein erster Schritt ist die Installation eines Nachhaltigkeitsmanagers, wie ihn der Landkreis Pfaffenhofen schon lange hat.

Der Landkreis Eichstätt ist eine Hochburg der CSU, was auch für das Landratsamt gilt. Sind die Wählerinnen und Wähler bereit für einen Wechsel und warum?

Die CSU wurde in der Vergangenheit automatisch gewählt, ohne auf Inhalte zu achten. Ich erlebe seit einigen Jahren eine deutliche Tendenz, dass sich die Bürger auch mit Antworten anderer Parteien beschäftigen. Die meisten Bürger haben die CSU satt. Der Landkreis ist überreif für einen Wechsel.

Wie werden Sie Ihren Wahlkampf in den nächsten Wochen und Monaten gestalten, worauf legen Sie Ihren Fokus?

Die nächsten Monate werde ich dazu nutzen, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen. Überzeugen kann ich nur mit Aussagen, von denen ich selbst überzeugt bin. Die Wähler werden erkennen, dass mein Gestaltungswille größer ist als der der Mitbewerber. Seit vielen Jahren bin ich als „der grüne Sozialdemokrat“ bekannt. Daher sehe ich mich nicht nur als Kandidat der SPD, sondern auch als der der Grünen und der ÖDP.

Interview: Sebastian Binder

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