Umweltfreundliche, nachhaltige Energieerzeugung ist eines der wichtigsten, nicht wenige sagen das wichtigste Thema der Gegenwart und Zukunft. Das Energiebündel Kreis Eichstätt hat es sich zum Ziel gesetzt, dieses Thema langfristig im Bewusstsein der Menschen zu verankern. Dr. Bernd Weber ist einer der Mitgründer des Energiebündels. Im Interview mit der SPD Stammham spricht er über die Ziele des Energiebündels, die Arbeitsweise des Vereins und was er sich von der Politik in diesem Zusammenhang erwartet.
Der Verein wirkt durch seine Aktiven vorwiegend als Multiplikator, informiert durch Vorträge, auf Messen und durch Flyer. Mitglieder des Energiebündels sind Kommunen, Parteien, Firmen, aber auch Privatpersonen. Die Gemeinde Stammham ist ebenfalls Mitglied des Vereins. Weber ist nicht nur einer der Mitgründer des Energiebündels, er ist auch Schriftführer und hat die Funktion des Sprechers der Bürgerinitiativen gegen die Gleichstromtrasse Süd Ost. Er ist zudem Vorsitzender der SPD Böhmfeld und Organisationsleiter im SPD-Unterbezirk Eichstätt.
Das ausführliche Interview:
Wie und wann kam es zur Gründung des Energiebündels?
Dr. Bernd Weber: 2010 haben wir uns in einer kleinen Gruppe von fünf oder sechs Personen (u.a. Hans-Ulrich Dickmann, Johann Beck und ich) über das Thema Nachhaltigkeit in der Energieversorgung unterhalten und was wir dafür vor Ort tun können. Wir nahmen Kontakt zum Energiebündel Roth Schwabach auf, da uns der Landkreisrahmen als sinnvoller Aktionsrahmen erschien und wir dort viele Anregungen für einen eigenen Verein bekamen. Im Frühjahr 2011 hatten wir ein genaues Bild über das, was wir tun wollen, formulierten dies unter der Überschrift „Landkreis Eichstätt wird bis 2031 energieautark“ als Vereinszweck in der Satzung und gründeten den Verein.
Der Landkreis Eichstätt soll bis 2031 energieautark sein. Das klingt sehr ambitioniert. Wie soll das zu schaffen sein?
Weber: Zunächst einmal vorweg: Autark heißt nicht, dass wir zu hundert Prozent zu jeder Zeit die von uns benötigte Energie selbst produzieren wollen. Ein Austausch der Regionen wird weiterhin notwendig sein. Unsere Philosophie folgt dem Grundsatz, die Energie im wesentlichen dort zu produzieren, wo sie benötigt wird. Die regenerativen Energien sind schon heute billiger als die mit fossilen Brennstoffen erzeugten Energien, wenn man alle Kosten miteinbezieht. Das Bild wird leider durch die massive Förderung der Atom- und Kohlewirtschaft verfälscht. Energieeffizienz und Eigenstromverbrauch sind hierfür weitere wichtige Stichworte.
Wenn man das Wort „Energie“ hört, dann beschäftigt viele Menschen in der Region derzeit die geplante Gleichstromtrasse Süd Ost. Vielleicht können Sie an diesem konkreten Beispiel erklären, wie man sich die Arbeit des Energiebündels vorzustellen hat.
Weber: Wir sind gegen die Stromtrasse, weil wir für die dezentrale, regenerative Energieversorgung stehen. Mit dem Bau derartiger Trassen wird aber das alte System der zentralen und monopolistischen Stromversorgung gestärkt. Im Laufe der letzten Zeit haben sich viele Gruppen gegen die Stromtrasse gegründet, die bei uns Veranstaltungen zum Thema anfragen. Wir tragen dann bei diesen Veranstaltungen den aktuellen Sachstand vor und versuchen, einen ganzheitlichen Informationsansatz zum Thema zu geben. Wir stehen aber auch beispielsweise beratend zur Seite bei Fragen wie „Wie gründet man eine Bürgerinitiative?“ oder versorgen die Bündnisse mit Materialien.
Abgesehen von der Stromtrasse – welche Themen sind dem Energiebündel weiter wichtig?
Weber: Der Ausbau der Windkraft und der Photovoltaik sind neben Biomasse, Energieeffizienz und Innovationen zentrale Punkte in unserer Arbeit. Wir haben zu diesen und anderen Themen auch eigene Arbeitskreise. Zum Beispiel versuchen wir im Arbeitskreis „Sonne“, alle Fragestellungen aus Sicht eines Bürgers, der eine Solaranlage plant, der Kommunen und des Landkreises zu erörtern. Wir beschäftigen uns also nicht nur mit Anbietern, sondern suchen auch das Gespräch mit Experten, um möglichst unabhängige Informationen auf den Tisch zu bekommen.
Ein Verein wie das Energiebündel muss natürlich mit den politischen Entscheidungsträgern zusammenarbeiten. Wie gut funktioniert das in Ihren Augen?
Weber: Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Wir sind in Kontakt mit allen politischen Parteien, hatten schon alle Landtags- und Bundestagsabgeordneten bei uns im Gespräch. Auch auf lokaler Ebene sind wir gut vernetzt, wir werden also gehört. Vom Landkreis, der uns zwar sehr unterstützt, würden wir uns dennoch eine noch aktivere Rolle wünschen. Was beispielsweise eine sehr gute Sache wäre, wäre ein Kataster über den Energieverbrauch und die Energieerzeugung im Landkreis Eichstätt. Das ist eine sehr große Aufgabe, die wir als Verein nicht leisten können, und die daher der Landkreis übernehmen müsste.
Wie ist das im Hinblick auf die SPD?
Weber: Nun, das ist in diesem Fall etwas zweischneidig. Der Bundesvorsitzende Sigmar Gabriel steht in unseren Augen zu stark auf der Wirtschaftsseite, was seiner Position als Wirtschaftsminister geschuldet ist. Andererseits ist er auch für die Energiewende verantwortlich und eine echte Energiewende ist in unseren Augen nur durch die regenerativen Energien zu bewerkstelligen. Generell gibt es – und das gilt jetzt nicht nur für die SPD – Vorbehalte von politischer Seite, ob der Ansatz mit regenerativen Energien sicher ist oder ob vor allem die preislichen Schwankungen nicht eine zu große Gefahr darstellen. Um das noch einmal deutlich zu sagen: Dieser Ansatz ist sicher. Aber klar ist auch, dass hier in den nächsten Jahren noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden muss.
Kann man dabei mit einem Verein wie dem Energiebündel tatsächlich ein relevantes Gegengewicht zur Lobbyarbeit der großen Konzerne, die Strom möglichst billig herstellen und nutzen wollen, bilden?
Weber: Das ist tatsächlich ein sehr schwieriges Unterfangen. Die vier großen Energieerzeuger in Deutschland haben natürlich einen ganz anderen Zugang zur Politik. Wir haben aber einen anderen Vorteil: Nach einer unserer Schätzungen engagieren sich derzeit rund 300.000 Leute gegen die Stromtrasse Süd Ost und für eine dezentrale, regenerative Energieversorgung, um noch einmal auf dieses Beispiel zurückzukommen. Diese große Zahl kann von der Politik nicht einfach ignoriert werden. Über das Internet ist heutzutage zudem eine umspannende Vernetzung, ein schneller Informationsaustausch und letzten Endes auch eine sehr große Reichweite möglich, was uns bei unserer Arbeit sehr hilft.
Zum Abschluss: Wenn man Mitglied beim Energiebündel werden will, an wen kann man sich wenden?
Weber: Die ersten Information bekommt man auf unserer umfangreichen Website www.eb-ei.de. Jeden zweiten Mittwoch im Monat haben wir zudem in der Gaststätte Gutmann in Eichstätt Sitzungen, bei denen man alle Informationen zu aktuellen Themen bekommt und Anregungen, wie man sich selbst einbringen kann. Natürlich kann man alle Aktiven im Vorstand und den Arbeitskreisen direkt ansprechen.