„Ich bin eine Wadenbeißerin“

16. Dezember 2025

Stefanie Kirchner aus Kösching tritt bei der Kommunalwahl 2026 für die SPD als Landratskandidatin in Eichstätt an. Wir haben mit ihr über ihre politische Laufbahn, die wichtigsten aktuellen Themen und ihren Wahlkampf gesprochen. Zudem hat sie uns verraten, warum man sie nicht mundtot machen kann.

Du bist in Gera geboren und hast zunächst in Ostdeutschland gelebt. Warum bist du nach Bayern gekommen?

Ich hatte damals mit meinem Beruf als Gesundheits- und Krankenpflegerin bessere Chancen als mein Mann, einen Job zu finden und die Ernährung der Familie sicherzustellen. Und so bin 2001 ich in der neurologischen Reha in Kipfenberg gelandet.

Kommen wir zur Politik. Du hast deine politische Laufbahn bei der Der Linken gestartet. Wie kam es dazu?

Ich komme aus einer politischen Familie, mein Vater war in der DDR damals in der Blockpartei CDU aktiv, bei uns war Politik also schon immer ein Thema. Dass ich mich selbst aber parteipolitisch engagiert habe, kam erst später: Ich habe 2017 eine Berlin-Fahrt über Eva Bulling-Schröter, die damals für Die Linke im Bundestag saß, mitgemacht und auch gleich einen guten Draht zu ihr gehabt, weshalb ich auch Mitglied geworden bin. Im Jahr 2018 war ich dann bereits Bezirksrätin in Oberbayern und dort im Sozialausschuss aktiv.

Es kam in dieser Zeit zu einem tätlichen Angriff auf dich, der politisch motiviert war. Wie hat dich das „geprägt“, wenn man das in diesem Zusammenhang überhaupt so sagen kann?

Für mich war dieser Angriff ein ziemlicher Einschnitt, den ich immer noch bemerke, zumal der Täter ja nie gefasst wurde. Ich bin auch heute noch, wenn ich zum Beispiel nach dem Spätdienst nach Hause gehe, sehr wachsam. Gleichzeitig war für mich von Anfang an klar, dass man mich auf diese Weise nicht mundtot machen kann. Ich werde mich weiterhin für die Belange der Bürgerinnen und Bürger einsetzen, auch wenn meine Positionen nicht allen Leuten gefallen. Langfristig hat mich dieses Ereignis vielleicht sogar gestärkt, weil mir klar geworden ist, dass selbst wenn mich irgendwelche primitiven Leute durch die Anwendung physischer Gewalt einschüchtern wollen, mich diese Menschen nicht von meinen Überzeugungen abbringen.

Warum bist du dann 2024 von der Linken zur SPD gewechselt?

Ich habe über die Jahre festgestellt, dass ich mich bei vielen Themen im Kreis und im Bezirk eher auf der Linie der SPD sehe, was natürlich viele bei der Linken skeptisch gesehen haben. Der endgültige Entschluss ist dann aber 2024 auf dem Landesparteitag der Linken gefallen, als mir endgültig klar wurde: Das bin nicht mehr ich. Ich konnte mich auch thematisch nicht mehr mit zahlreichen Positionen der Linken identifizieren. Daher der Wechsel zur SPD, weil mir klar wurde, dass es dort bei sehr vielen Themen, die mir wichtig sind, eine realistischere Herangehensweise gibt. Wobei ich mich in der SPD trotzdem eher dem linken Flügel zugehörig fühle.

Und jetzt trittst du für die SPD als Landratskandidatin in Eichstätt an. Warum nimmst du diese Herausforderung an?

Ich habe diese Herausforderung angenommen, weil mir insbesondere das Thema Kliniken sehr wichtig ist. Die Menschen müssen sich auf ihre Gesundheitsversorgung verlassen können, dazu gehören zuverlässige Rettungsdienste genauso wie ausreichend Anlaufstellen für medizinische Probleme. Weil mich dafür einsetzen will, dass all das nicht nur auch in Zukunft gewährleistet, sondern noch deutlich verbessert wird, habe ich gesagt, ich bewerbe mich als Landrätin.

Dann bleiben wir doch gleich bei diesem Thema. Was sind die größten Versäumnisse in diesem Bereich und worin liegen konkret die Herausforderungen für die Zukunft?

Das größte Versäumnis ist, dass es seit Jahrzehnten eigentlich keine Antwort auf die ganz einfache Frage 'Wo brauche ich was?' gibt. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir hier in Eichstätt eine Kooperation mit Ingolstadt brauchen, genauso wie mit anderen Versorgern etwa in Pfaffenhofen oder Kelheim. Durch diese Kooperationen soll gewährleistet werden, dass etwa die Versorgung in der inneren Medizin für alle Bürgerinnen und Bürger in der Region sichergestellt ist. Man muss sich hierzu an einen Tisch setzen und ausloten, was wo möglich ist, sodass am Ende die beste Lösung für alle steht.

Abgesehen vom Thema Gesundheit, worauf wird es in den nächsten Jahren im Landkreis ankommen?

Entscheidend ist natürlich das Thema Finanzen. Ich will nicht, dass sich der Landkreis massiv verschulden muss, sondern dass so viele Fördergelder wie nur irgend möglich angezapft werden. Wichtig ist mir als Mutter von zwei Kindern zudem, dass die Bildung wieder mehr in den Vordergrund gerückt wird, insbesondere in der Hinsicht, dass alle Kinder die gleichen Bildungschancen haben. Zudem muss an die Uni in Eichstätt gedacht werden, nicht zuletzt in der Hinsicht, dass der Studienort Eichstätt an sich attraktiver wird. Dazu gehört auch, dass die digitale Infrastruktur weiter ausgebaut wird, nicht nur in den Schulen, sondern insgesamt.

Wie soll die Wirtschaft in Eichstätt in den nächsten Jahren angekurbelt werden?

Mir ist wichtig, dass Startups bessere Chancen haben. Dass Ideen von jungen Menschen ernst genommen und nicht gleich als utopische Spinnerei abgetan werden. Zudem muss die Tourismusindustrie gefördert werden, zum Beispiel der Naturpark Altmühltal, etwa durch die Schaffung neuer Zeltplätze. Des Weiteren muss die Arbeit mit den Gewerkschaften intensiviert werden, denn nur im Verbund mit den Arbeitnehmervertretern wird es uns gelingen, eine Besserung der wirtschaftlichen Lage herbeizuführen.

Kommen wir mal von der Theorie in die Praxis: Wie wird dein Wahlkampf in der nächsten Zeit konkret aussehen?

Ich werde natürlich auf vielen Veranstaltungen vor Ort sein wie dem Neujahrsempfang des SPD-Unterbezirks in Appertshofen, bei Starkbierfesten und anderen Events, die die jeweiligen Ortsvereine organisieren. Auch der Online-Wahlkampf ist in der heutigen Zeit natürlich sehr wichtig und ich versuche, auf Instagram und Facebook so präsent wie möglich zu sein. Da gehören auch kreative Sachen dazu, wir haben zum Beispiel mal einen Winterspaziergang verlost und auch in den nächsten Wochen stehen noch viele Aktionen auf Social Media an.

Zum Abschluss: Was sind deiner Meinung nach deinen größten Stärke, auf die sich deine Wählerinnen und Wähler verlassen können?

Ich bin frisch, habe ein gesundes Selbstbewusstsein, Organisationstalent, Kampfgeist und gehe strukturiert an Probleme ran. Ein Bekannter sagt immer, ich sei eine kleine Wadenbeißerin. Und das trifft es meiner Meinung nach ganz gut...

Alle Infos zu Stefanie Kirchner finden Sie hier

Hier stellt sich unsere Landratskandidatin in einem Video vor

Teilen