Das Bohren dicker Bretter

04. Oktober 2018

„Ich bin es gewohnt, dicke Bretter zu bohren“ - das sagt Christian De Lapuente über den Landtagswahlkampf 2018 in Bayern. Und tatsächlich, wenn man als SPD-Direktkandidat im Stimmkreis 115 Eichstätt antritt, dann ist das per se schon mal ein wirklich „dickes Brett“.

De Lapuente stellt sich dieser Herausforderung jedoch und er tut dies aus Überzeugung: „Die Sozialdemokratie hat eine wichtige Aufgabe in diesem Land, nämlich erkämpfte Errungenschaften zu verteidigen und gleichzeitig das Leben für die Menschen lebenswerter zu gestalten.“

Das klingt zunächst nach einer Selbstverständlichkeit, die auf alle Parteien, die bei der Wahl am 14. Oktober antreten, zutreffen sollte, doch wenn man sich die politische Landschaft in diesem Herbst 2018 ansieht, dann ist das keineswegs mehr der Fall. Die CSU gibt seit Monaten kein gutes Bild ab, getrieben von der AfD, die selbst zwar inhaltlich wenig in den wichtigen Fragen zu bieten hat, sich jedoch mit dem Schüren diffuser Ängste laut Umfragen in eine starke Position gebracht hat. Das Paradoxe ist, dass die SPD Bayern diesem absurden Geflecht zwar starke Inhalte entgegensetzt, dies von den Wählerinnen und Wählern aber scheinbar (noch) nicht goutiert wird.

Aufgeben kommt nicht infrage

„Die Umfragen schockieren mich wirklich, weil gerade die SPD in den letzten Monaten zeigt, dass sie in der Regierungsverantwortung im Bund der stabile Partner der Koalition ist“, so De Lapuente. Aufgeben komme allerdings nicht infrage, nun muss in der letzten Phase des Wahlkampfs mit Inhalten gepunktet werden: „Wir wollen den Wohnungsbau nicht nur mit Worten, sondern finanziell stärken“, zählt der gebürtige Ingolstädter die Kernthemen auf. „Bayern hat außerdem kein Tariftreuegesetz. Wenn der Freistaat Bayern Aufträge vergibt, ist es paradoxerweise nicht entscheidend, ob die Firmen, die diese Aufträge erhalten, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anständig nach Tarifvertrag bezahlen.“ Zudem müsse der Freistaat „im Bereich des Ehrenamts und der Vereine mehr finanzielle Unterstützung anbieten. Das Thema Pflege beschäftigt auch die Menschen in Bayern, die Politik muss hier einen Pflegenotstand verhindern.“

Das sind die Kernthemen für Eichstätt

De Lapuente ist 1982 geboren, der SPD trat er im Jahr 2001 bei, seit 2016 ist er Vorsitzender der SPD Ingolstadt. Er arbeitet als DGB Organisationssekretär in der Region Oberbayern, was ihm auch in politischer Hinsicht zugute kommt. „Als Gewerkschaftssekretär kann man viele Dinge anpacken und mitgestalten“, erzählt er, betont aber: „Am Ende des Tages ist die Politik der Gesetzgeber.“ Und hier gibt es seiner Ansicht nach im Landkreis Eichstätt noch einiges zu tun. „Der öffentliche Nahverkehr ist ganz klar ein wichtiges Thema. Die Taktung von Bussen, aber auch die Attraktivität wie z.B. die Anbindung und der Fahrpreis sind für den Landkreis wichtig“, führt er aus. „Das Thema bezahlbarer Wohnraum beschäftigt den Landkreis ebenso. Mieten und Grundstückspreise gehen stark nach oben.“

Ernüchternde Bilanz für Bayern

Man dürfe vor den gesellschaftlichen Wirklichkeiten im ganzen Freistaat nicht die Augen verschließen, wie es die CSU immer wieder gerne macht. „Bayern geht es gut, aber nicht alle Menschen profitieren davon. Sie arbeiten den ganzen Tag und am Ende des Monats bleibt nicht viel übrig bzw. einige müssen zum Jobcenter gehen, um 'aufzustocken'“, fällt seine ernüchternde Bilanz aus. „Prekäre Beschäftigung in Leiharbeit und Werkverträge sind für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Bayern Realität geworden.“ Hier müsse ganz klar gegengesteuert werden, was aber vonseiten der regierenden CSU scheinbar nicht gewünscht ist. „Die Machtarroganz der CSU war über die letzten Jahre deutlich zu spüren. Auf Landesebene wurden so gut wie keine Kompromisse mit Oppositionsparteien geschlossen. Wieso auch, sie brauchten mit einer absoluten Mehrheit niemanden zum Regieren, das war deutlich im Bayerischen Landtag zu sehen und für die Menschen klar zu erkennen.“

Durchhalten, um Politik zu machen

Für die letzten Wochen des Wahlkampfs hat sich De Lapuente noch einiges vorgenommen. Es komme darauf an, „unsere Themen klar herauszustellen! Ich werde Gespräche mit den Menschen führen und sie überzeugen, was wirklich auf dem Spiel steht.“ Von den mäßigen Umfragewerten für die bayerische SPD wird sich De Lapuente nicht bremsen lassen – und das fordert er auch von allen Genossinnen und Genossen. „Es ist wichtig dranzubleiben, selbst wenn es mal nicht so gut aussieht. Ohne die SPD wäre vieles nicht vorhanden, was heute eine Selbstverständlichkeit in unserem Leben ist. Deswegen: Durchhalten, um Politik zu machen.“ Und mit diesem Ehrgeiz kann De Lapuente nicht nur „dicke Bretter bohren“, sondern nach dem 14. Oktober möglicherweise auch in den Bayerischen Landtag einziehen.

Text: Sebastian Binder

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